Historie

Von gestern bis heute

1881 wurde der Zollanschlussvertrag unterzeichnet, mit dem die Stadt Hamburg das Recht erhielt, einen Freihafenbezirk einzurichten. Hier sollte das angestammte Privileg der Hamburger Kaufleute, Importgüter zollfrei einzuführen, zu lagern und zu veredeln, weiterhin gelten. Der ehemalige Hafen musste nun an die neuen Gegebenheiten angepasst werden; der Bau der Speicherstadt wurde beschlossen.

1883 wurde mit dem Abriss der Brookinseln begonnen, die neue Speicherstadt wurde ab 1885 in drei Bauabschnitten errichtet. Während die ersten beiden Bauabschnitte bis 1897 fertig gestellt wurden,
dauerte die Fertigstellung des dritten Bauabschnitts – bedingt durch den Ersten Weltkrieg und die Inflationsjahre – bis 1927 an.

Die Kontore (Büroflächen) der Lager- und Handelsfirmen waren häufig in den beiden unteren Geschossen der Gebäude untergebracht, darüber befanden sich Lagerflächen. Jeder Lagerboden öffnete sich mit mindestens einer Luke zur Wasser- und einer zur Landseite. So konnten Transportmittel, Fuhrwerke bzw. Lastwagen oder Lastkähne (Schuten), flexibel eingesetzt werden. Bis heute gibt es in der Speicherstadt jedoch keine Lastenaufzüge. Jeder Sack, jeder Ballen, jeder Karton musste außen an den Fassaden mit Hilfe von Winden hochgezogen oder heruntergelassen werden.

Die Speicherwinden wurden früher hydraulisch, d.h. mittels Druckwasser angetrieben. Im Kesselhaus wurde die Dampfenergie für den Antrieb der Pumpen in der daneben liegenden Maschinenzentralstation erzeugt. Über ein 14,5 Kilometer langes Leitungsnetz wurde diese Antriebsquelle auf alle Speicher verteilt. Da die Druckwasserkolben in den Speichern zunächst nur wahlweise auf der Wasser- oder Landseite betrieben werden konnten, waren während des ersten Bauabschnitts der Speicherstadt zusätzlich die traditionellen handbetriebenen Haspelwinden im Einsatz.

Während die Haspelwinden nur über Zugseile verfügten, ließen sich die hydraulisch betriebenen Speicherwinden bequem über Bedienungsstangen steuern. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert, nur wurde der hydraulische Antrieb nach dem 2. Weltkrieg gegen Elektromotoren, die sich auf den Dachböden der Speicher befinden, ausgetauscht.

Das Wasserschloss, errichtet 1905–1907, bildet das Zentrum des dritten Bauabschnitts der Speicherstadt. Die besondere Architektur mit Glasziegelbändern und Gliederungen in Granit erhielt das Gebäude aufgrund seiner exponierten Lage. Das Wasserschlösschen wurde früher von den Windenwärtern oder Windenwächtern bewohnt. Diese Techniker waren für die Wartung und Reparatur der hydraulischen Speicherwinden zuständig.

Die Windenwächter, weiteres technisches Personal, Hausmeister und Schuppenvorsteher waren die einzigen Personen, die in der Speicherstadt wohnen durften. Bis heute ist das Wohnen im Freihafengebiet generell untersagt.

Das Wasserschloss bot den Windenwächtern jedoch nicht nur Wohnraum, hier wurden auch die notwendigen Schmiedearbeiten zur Instandhaltung der Winden vorgenommen. Die teilweise recht schweren Bauteile konnten von hier aus über den Wasser- und den Landweg zu den Speichern transportiert werden. Die alte Pflasterstraße, die direkt in das Gebäude hineinführt, ist heute noch hinter den großen Flügeltüren des Wasserschloss erhalten.

Aufgrund seiner außergewöhnlichen Lage und der besonderen Architektur ist das Wasserschloss das meistfotografierte Gebäude in der Speicherstadt. In den letzten Jahren war es darüber hinaus eine beliebte Kulisse für Fernsehproduktionen. So wurde das Wasserschloss für die TV-Kinderserie "Die Pfefferkörner“
zu einem Teekontor, wie es der Schriftzug über der grünen Toreinfahrt ankündigt.

Ein ähnlicher Schriftzug ist auch jetzt am Gebäude zu sehen, denn heute beherbergt das architektonische Kleinod ein echtes Teekontor: das WASSERSCHLOSS SPEICHERSTADT.